Die Archie Story...
- Sarah Morawietz
- 17. Okt. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Okt. 2020
"Es soll was Kleines sein. Einen, den man auch gut mit auf den Hochsitz nehmen und in einem kleinen Auto transportieren kann. Der Westfalenterrier gefällt mir gut".
Der Wunsch meines Partners nach einem Jagdbegleiter wurde immer lauter.
"bloß keinen Terrier"! schrie meine innere Stimme.
Zuvor hatte ich reichlich Kontakte zu Anwärtern, auf denen zwar Terrier drauf stand, aber nicht wirklich viel Terrier drin steckte. Da gibt es ja ganz nette Kerlchen.
Die Kontakte die ich hingegen zu waschechten Terriern hatte - solche die auch in der Jagd noch Verwendung finden- reichten mir aus um zur Erkenntnis zu gelangen, dass ich mit solchen Typen nicht unbedingt meine Wohnung teilen möchte.
Zum Unmut meiner inneren Stimme war mein Freund jedoch sehr angetan von dieser damals vom VDH nicht anerkannten Hunderasse. Belas sich, wies mir die tollen Eigenschaften dieser Hunde auf und suchte nach einem gewissenhaften Züchter.
Er fand einen Jäger, dessen ersten Wurf dieser Teufelsbrut wir uns anschauen wollten.
Im Auto dorthin ging ich gedanklich meine Liste durch, worauf bei einem guten Züchter alles zu achten sei und hoffte insgeheim immernoch ein bisschen, dass der Züchter und seine Hunde nicht unseren Anforderungen gerecht würden und mein Freund vielleicht doch noch über einen Wachtelhund oder einen kleinen Münsterländer nachdachte.
Scheiße...
Der sympathische, mittelalte Jäger und seine Hündin begrüßten uns freundlich.
Ich fand einfach nichts was ich hätte beanstanden können. Die Hunde waren alle in einem top Zustand und die Umgebungsfaktoren stimmten einfach.
Die kleinen Ungeheuer wurden in den Garten gesetzt und "spielten" miteinander. Die vier Wochen alten Welpen fanden ein Handtuch und zerrten in einer Intensität daran, als wollten sie in den nächsten Tagen an der internationalen Tauzieh-Meisterschaft teilnehmen. Natürlich war auch niemand bereit, dass Handtuch loszulassen.

Ich schluckte und stellte mir vor wie ein Wurf Schäferhunde in diesem Alter jetzt wohl auf der Wiese sitzen würde. Vermutlich noch mit der Koordination der eigenen Gliedmaßen überfordert, würden sie auf dem gleichen Handtuch ruhen und vorbeifliegenden Schmetterlingen zusehen.
Einer dieser Wahnsinnigen würde wohl bald bei uns einziehen, aber welcher?
Wir wählten nach dem Ausschlussverfahren.
Der, der die ganze Zeit auf seinen Geschwistern rumhackt, ist raus.
Der, der sich am eifrigsten in Dingen oder Lebewesen festbiss, ist raus.
Der, der ständig - trotz Ansage - seiner Mutter auf den Zwirn geht, ist raus.
Dann blieben noch zwei dickliche, am wenigsten faxen machende Kröten über. Einer davon ist unserer. Hallo Archie.

In den ersten Wochen bei uns mussten wir Zwei- und Vierbeiner in verschiedenen Situationen seine kleinen, spitzen Zähnchen Spüren, wenn er durchaus ernsthaft gegen die bestehenden Regeln rebellierte.
Ohne nachzudenken verhielt er sich seiner Genetik entsprechend und tat häufig, dass was er am besten kann, zupacken und möglichst festhalten.
Jetzt ist der Terrier 2,5 Jahre alt, mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team und auch ich habe viel Freude an dem kernigen Tierchen.
Dieser Weg hat unsere Geduld jedoch immer wieder auf die Probe gestellt und hätte er nicht in vielen Situationen entsprechende Antworten auf sein Verhalten bekommen, hätte die Sache leicht aus dem Ruder laufen können.
Ich bin an der kleinen Granate gewachsen und möchte ihn natürlich nicht mehr missen. Aus eigenem Antrieb würde ich mir aktuell jedoch nach wie vor keinen solchen Spezialisten zulegen und würde es dem Otto Normalhundehalter auch nicht raten.

Auch wenn man auf eine tote Sau nicht einprügelt und meine politische Gesinnung vielleicht nicht in so einen Blog passt, so kommt mir im Moment häufig der Vergleich zwischen diesen beiden in den Kopf.
Archie ist wie der aktuelle amerikanische President....
Massive Selbstüberschätzung trifft auf Plumpheit und mangelndem Scharfsinn.
Allerdings ist der Hund ehrlich, authentisch und hat die schickere Frisur.
Archie for president!
Comments